Wir haben endlich eine freie Grundschule - gleich in der Nachbarschaft

Nicht nur wir als Eltern hatten in diesem Sommer – genauer gesagt am 17. August 2019 – Grund zu großem Jubel!

"Wir haben endlich eine freie Grundschule - gleich in der Nachbarschaft"
Hubertus v. Krosigk

Nicht nur wir als Eltern hatten in diesem Sommer – genauer gesagt am 17. August 2019 – Grund zu großem Jubel! Keine 5 km von unserem Schloss entfernt hat sich eine Grundschule in freier Trägerschaft gegründet, die auf “weiche” pädagogische Werte, ein christliches Fundament, allumfassende Toleranz und die ganzheitliche Schulung des Menschen setzt. Nun sind die ersten drei Monate vergangen und ich kann nur sagen: Unser Kind liebt seine neue Schule von ganzem Herzen. Und wenn ich in die Gesichter seiner Mitschüler/innen schaue, dann bin ich mir ziemlich sicher: Er ist damit nicht allein.

Ute Ellert Leiterin der evangelischen Grundschule in Rathmannsdorf im Gespräch mit Nikoline F. Kruse

Wann und wie ist der Wunsch in Ihnen gereift, eine Lehrerin zu werden?

Schon als Kind hatte ich den Wunsch, Lehrerin zu werden. In meinen Ferien habe ich im Kindergarten, im Hort und in der Schule gearbeitet und konnnte auf diese Weise Erfahrungen im Umgang mit Kindern sammeln. Was waren auf dem Weg dahin für Sie die wichtigsten und prägendsten Ereignisse/ Erfahrungen? Ich schaue auf eine weniger schöne Grundschulzeit zurück. Ich erinnere mich daran, dass ich häufig mit Bauchschmerzen und einem mulmigen Gefühl zur Schule ging. Die Frage, ob Lernen auch von Freude und Begeisterung getragen werden kann, ließ mich nach meinem Studium nicht mehr los. Nach der Wende ging ich dann auf die Suche und stieß auf spannende Methoden. Ich hospitierte in vielen erfolgreichen Schulen u.a. der Laborschule Bielefeld oder der IGS in Göttingen, den Jenaplanschulen in Jena. Zu Weihnachten und Geburtstagen wünschte ich mir Fachliteratur, was zu einem gewissen Unverständnis innerhalb meiner Familie führte. Ich besuchte Fortbildungen bei Falco Peschel, Hilbert Meyer und Jürgen Reichen und sog alles auf, was bei Kindern Lernen fördert und sie zu starken Persönlichkeiten werden lässt. Ich konnte beobachten, dass Formen der Mitbestimmung die gefühlte Selbstwirksamkeit und damit die Lernergebnisse verbesserte. Als Nebenprodukt sozusagen entsteht eine Gemeinschaft, in welcher sich Kinder respektieren und Individualität gleich Normalität wird. Was mich damals besonders beeindruckte, war ein häufig freundschaftlicher Umgangston und die Begegnung auf Augenhöhe sowie die Zufriedenheit bei Schülern und Lehrern in diesen Schulen.

Was ist das Besondere am Konzept/ an der Philosophie Ihrer neuen Schule?

Ich weiß nicht, ob das als Philosophie unserer Schule bezeichnet werden kann, auf jeden Fall ist es mein größter Wunsch: Eine Gemeinschaft mit festen Werten zu schaffen, in der jedes Kind seinen Platz findet und sich als wertvoll und angenommen empfindet. Dies zu erreichen, braucht Zeit und Geduld, Differenzierung und Sozialtraining.

Wie setzen Sie diese Philosophie im Alltag um? Gibt es besondere Gepflogenheiten, Regeln oder Vorgehensweisen im Unterricht und darüber hinaus, die Sie mit Ihren Schüler/Innen einüben?

Im schulischen Alltag sieht das wie folgt aus:

tägliche Klassenzusammenkünfte im Stuhlkreis
eine Feedbackkultur, die nicht bloßstellt, sondern ermutigt und anspornt
Offene und ehrliche Kommunikation (Konflikte lösungsorientiert austragen lernen)
Klassendienste übernehmen
Freiarbeit mithilfe von kinderfreundlichen Übungsmaterialien, welche eine Selbstkontrolle ermöglichen
projektorientierter Ansatz, beinhaltet die Begegnung mit Handwerk, Musik, Kunst, Theater und Religion unter anderem an außerunterrichtlichen Lernorten
Zusammenarbeit mit regionalen Partnern


Ich danke für das Gespräch.

Quelle: Neues aus Staßfurt